Woher kommt der Bio-Naturland Hopfen für die neue Schaubrauerei in Furth? Interview mit den Bio-Naturlandhopfenbauern Georg und Thomas Bichlmaier.
Am Rande der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, liegt der Hof der Familie Bichlmaier. Bereits 1978 wurde der Landwirtschaftsbetrieb auf „Bio“ umgestellt. Die Umstellung des Hopfens erfolgte 3 Jahre später.
„Zu Beginn hatten wir mit viel Gegenwind und Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen, der ökologische Hopfenanbau war für uns komplettes Neuland. Aber wir haben uns durchgesetzt und waren damit einer der Ersten“ so Georg Bichlmaier stolz. In Deutschland gibt es aktuell nur ca. 10 Hopfenbauern, die ihren Hopfen nach ökologischen Richtlinien bewirtschaften. Zudem benötigt es eine gewisse Umstellungszeit und somit Durchhaltevermögen, bis ein Hof Bio zertifiziert ist. Georg Bichlmaier ist mit Herz und Seele bei der Sache und hätte sich auch nicht vorstellen können, einen anderen Beruf einzuschlagen. „Wenn einen der Hopfen einmal gekratzt hat, dann kann man nicht mehr davon lassen“ heißt es. „Ich mag es in der Natur zu sein, interessiere mich für Umwelt- und Naturschutz. Für die nachfolgenden Generationen müssen wir was für unsere Umwelt tun und unsere Ressourcen schonen.“ Daher war für Georg Bichlmaier die Umstellung zum ökologischen Landbau schon früh klar.
Heute bewirtschaftet er mit Frau Maria und seinem Sohn Thomas mit Frau Veronika insgesamt 38,8 Hektar Land. Davon sind 2,53 Hektar Fläche mit den Hopfensorten Hallertauer Select und Hallertauer Tradition und mittlerweile knapp 3 Hektar mit der Junghopfensorte Ariana bepflanzt. Insgesamt sind das an die 21.000 Hopfenpflanzen.
Was prägt aus Ihrer Sicht den Hopfenstandort Hallertau? „Die Hallertau mit ihrem Hügelland ist prädestiniert für den Hopfenanbau. Der Hopfen ist eine sensible und windempfindliche Pflanze. Er braucht tiefgründigen Boden und mag keine Staunässe. Zwischen den Hopfenreihen pflanzen wir eine Zwischenfrucht, um den Hopfenboden so zusätzlich vor Erosion z. B. bei starkem Regen zu schützen und den Humusaufbau zu fördern.“
Was ist eigentlich der Unterschied vom konventionellen Hopfenanbau zur ökologischen Bewirtschaftung nach Naturland Richtlinien?
„Der Hopfenanbau an sich ist schon ein aufwändiger und arbeitsintensiver Prozess, der Hopfen will jeden Tag seinen Herren sehen“ sagt Georg Bichlmaier. „Beim Bio-Hopfenanbau kommt noch dazu, dass die Pflanzen eine noch intensivere Pflege brauchen, da wir hier keinen chemischen Pflanzenschutz oder Dünger sowie keine chemischen Mittel zur Schädlingsbekämpfung verwenden. Nur organischer Dünger sowie Pflanzenauszüge und Molke zur Schädlingsbekämpfung dürfen eingesetzt werden. Es erfordert zudem eine sorgfältige Bodenbearbeitung von Anfang an, denn der Hopfen ist ein Tiefwurzler und bohrt seine Wurzeln ca. 2 Meter in die Erde. Je lockerer der Boden und je höher der Humusgehalt, desto gesünder der Boden und somit die Pflanzen“.
Bis der Hopfen als Dauerkultur im September geerntet werden kann, hat Familie Bichlmaier einiges zu tun. Nach der Ernte ist vor der Ernte. Im Winter wird die Zeit genutzt, das Hopfengerüst wieder instand zu setzen, bevor es Anfang des Jahres richtig losgeht. Im Frühjahr werden die Triebe zurückgeschnitten und die Böden bearbeitet. Während der Hopfen nachwächst, werden die 7 Meter hohen Aufleitdrähte eingespießt. Sprießen dann die jungen Pflanzen, werden zwei bis drei junge Triebe im Mai per Hand an einen Draht angeleitet. „Das Anleiten ist der arbeitsintensivste Teil des Anbaus. Anleiten heißt es, wenn die Pflanzen am Draht angedreht und die vielen überschüssigen Triebe entfernt werden. Für unsere ca. 21.000 Hopfenpflanzen benötigen wir dafür mit vier bis fünf Arbeitskräften ca. zwei Wochen“ beschreibt der Landwirt den Prozess. Ab Mai wächst der Hopfen dann in Rekordzeit. Pro Tag kann er bis zu 25 cm wachsen. Dazwischen muss der Hopfen regelmäßig gepflegt werden. Früher händisch, heutzutage erleichtert ein Abflammgerät den Bichlmaiers die Arbeit. Im September werden die Reben geerntet und die Hopfendolden getrocknet und anschließend in Säcke gepresst.
Herr Bichlmaier, wo sehen Sie die aktuellen und kommenden Herausforderungen im Naturlandhopfenanbau? „Neben den vielen Auflagen für einen Bio-Betrieb, dem Einkauf der teuren, Bio-gelisteten Mittel und den regelmäßigen, strengen Betriebsprüfungen bereitet uns der Klimawandel große Sorgen. Der Hopfen braucht in der starken Wachstumszeit von Juni bis August viel Wasser. Bei anhaltender Hitze und den steigenden Temperaturen sehen wir den Ertrag gefährdet. Es benötigt dann künstliche Bewässerung, die wiederum kosten- und zeitintensiv ist. Da kommt uns aber unser hoher Humusgehalt im biologisch bearbeiteten Boden zugute, weil er dadurch mehr Wasser speichern kann.“ erklärt uns Georg Bichlmaier. „Aber das Wichtigste ist, dass die Verbraucher den biologischen Anbau unterstützen. Naturschutz kann mit einfachen Mitteln auch vor der Haustür betrieben werden, in dem man mehr Bio-Produkte und jetzt auch Bio-Biere kauft.“ In den letzten Jahren konnte man im Bio Hopfenanbau bereits einen Anstieg der Nachfrage erkennen.
Die Bichlmaiers freuen sich sehr auf die Eröffnung der neuen Schaubrauerei in Furth. „Endlich wird in der Region Bio-Bier gebraut. Wir sind stolz, dass unser Bio-Hopfen hier zum Einsatz kommt. Aus der Region für die Region, das ist eine gute Sache!“. „Nach der Arbeit am Feld und zur Brotzeit darfs gern a mal ein Kloster Dunkel oder ein Kloster Hell sein. Wohl verdient, wie wir finden.
Vielen Dank für das Interview!